„Danke“ heißt „Mersi“

Dem komplett ahnungslosen Türkischanfänger scheinen durchaus einige türkische Worte schon gleich bekannt. (Und es wäre irrig zu glauben, dass das das Lernen einfacher machte…)

Gar büfe im Bahnhof Haydarpaşa (Kadıköy, İstanbul)

Im Bahnhof Haydarpaşa (Kadıköy, İstanbul) auf der asiatischen Seite des Bosporus

Das „Büyük Türkçe Sözlük“ (Großes Türkisches Wörterbuch), vom noch näher zu betrachtenden Institut für die türkische Sprache „Türk Dil Kurumu“ herausgegebenes offizielles Wörterbuch der türkischen Sprache, listet mehr als 600.000 türkische Wörter, Ausdrücke, Begriffe und Nomen – viele Worte wurden über die Jahrhunderte aus anderen Sprachen entlehnt, ihre Schreibweise dann bei der Einführung des lateinischen Alphabets 1928 der türkischen Phonetik angepasst: Aus dem Arabischen und Persischen kommen mehr als 7.000 Worte, knapp 5.000 Lehnworte aus dem Französischen bereiten vor allem Wiedersehensfreude: Zum Beispiel kalite (qualité), randevu (rendez-vous), otantik (authentique), efektif (effective) oder sürpriz (surprise).

Kültür (culture) und süper (super) wurden nicht etwas künstlich um den für uns so typisch türkisch scheinenden Buchstaben ü angereichert, sondern sind die 1:1-Verschriftlichung der französischen Aussprache.

Kültür Çıkmazı

Kültür Çıkmazı (Kultursackgasse), Bosporus, asiatische Seite, kurz vorm Schwarzen Meer

Immerhin zwischen 80 und 90 Worte sind dem Deutschen entlehnt: „Haymatlos“ bzw. „haymatloz“ zum Beispiel war der Status der deutschen Exilanten in der Türkei in der Zeit des Nationalsozialismus und ging wie auch „otoban“ in die türkische Sprache ein. Das dem Deutschen entlehnte „Leitmotiv“ wurde zum „laytmotif“, ist vor allem ein Spezialbegriff für die Bezeichnung des Mutterthemas (ana duyguyu, ana motif ) in künstlerischen Werken und im Alltag eher unbekannt.

Haymatlos Kitabevi, Kadıköy, Istanbul

Haymatlos Kitabevi, Kadıköy, Istanbul

Spannend, für den Nichtmuttersprachler herausfordernd und gelegentlich lustig sind Zusammensetzungen unbekannter und bekannter Worte, grammatikalische Abwandlungen: Benim internet redaktörüyüm ve yarın offum (Ich bin Internetredakteur, und morgen habe ich frei). Sana sürpriz edeceğim ve seninle bir otantik butik otele gideceğim (Ich werde Dich überraschen und mit Dir in ein authentisches Boutique-Hotel fahren).

Avukat (französisch: avocat, deutsch: Advokat), rant (französisch: rente [d’un capital], deutsch: Rente), hobi (französisch, englisch: hobby, deutsch: Hobby) – schon diese drei Worte zeigen, daß das Entlehnen aus anderen Sprachen wahrlich keine türkisch-osmanische Besonderheit ist. Alles also nur selektive Wahrnehmung eines verzweifelten Türkischlernenden, der sich hilflos an lustige Schreibweisen ihm bekannter Wörter klammert? Sicher auch ein wenig.
Aber eigentlich beginnen genau hier nun die spannenden Forschungsgebiete der Linguisten, Soziologen und Historiker, in die wir uns bei Laytmotif nur am Rande wagen: Hat das Türkische nachweisbar prozentual mehr Lehnworte als andere Sprachen? Und wenn ja, warum? Bevorzugten die Eliten des Osmanischen Reichs bewusst persische Lehnwörter aus Kunst und Kultur und arabische aus dem religiösen Bereich, zuungunsten der traditionellen, oft bäuerlichen, türkischen Worte? Forscher untersuchen, warum in manchen Bereichen wegen fehlender gewachsener eigener Konzepte, Philosophien, Technologien auf Fremd-Worte zurückgegriffen werden musste. Und sie arbeiten zur Frankophilie der osmanischen, d. h. vor allem der Istanbul-Eliten des 19. Jahrhunderts und der damaligen Ausrichtung eines neu zu schaffenden Bildungswesens in Richtung Frankreich.

Und natürlich wird zur Sprachreform Atatürks 1928 debattiert, geforscht, gestritten, über das bewusste Zurückdrängen „fremder“ Spracheinflüsse zugunsten einer Rückführung des Türkischen auf seine rein-türkischen Wurzeln debattiert – auch für Laytmotif ein eigenes Thema.
Weil bei dieser Sprachreform nicht alle Lehnwörter durch alte türkische Wörter oder durch türkische Neuschöpfungen ersetzt werden konnten, und Sprachen ohnehin eigene, oft nicht steuerbare Dynamiken haben, heißt „Danke“ eben auch weiter oft „mersi“. Und vor allem „teşekkür ederim“, „teşekkürler“ oder „sağ ol“.

Türkçe Özet
Türk diline neden, ne zaman ve nereden hangi kelimelerin gelmiş olduğu çok ilginç bir konu. Türkçede yaklaşık 600.000 kelime varmış. Pek çok kelime başka dilerden Türkçe’ye gelmiş. Mesela 7.000 kelime Arapça ve Farsçadan, hemen hemen 5.000 kelime de Fransızcadan.
Bu demek oluyor ki Türkçe öğrenen bir Alman birkaç Türkçe kelime biliyor. O özellikle Fransızcadan Türkçeye geçen kelimeleri tanıyor. Örneğin kalite (Almanca: Qualität, Fransızca qualité), randevu (Rendezvouz, rendez-vous), otantik (authentisch, authentique), efektif (effektiv, effective), kültür (Kultur, culture) ve – tabi ki – süper (super, super).

Aşağı yukarı 90 Türkçe kelime Almancadan geliyor: Mesela haymatlos/haymatloz (Almanca: heimatlos = vatansız) ve otoban (Autobahn: Auto = araba, Bahn = yol). Alman „Leitmotiv“ kelimesi Türkçede „laytmotif“ demek. Sanatsal bir eserin ana duygusu için özel bir kelime. Ama günlük hayatta ender kullanılan bir kelime.
Yine de birkaç kelime biliyorum, ancak Türkçe öğrenmek kolay değil!