Laytmotif in London: Turk’s Head Yard, Museum of Innocence, Nancy Atakan und Cevdet Erek

Laytmotif auf Reisen in London – türkische Spuren gibt es auch hier: Des Türken Kopf Garten, die Hagia Sophia, Orhan Pamuk und sein Museum der Unschuld, den Zeybek in einer Ausstellung und mehr.

Türkische Straßen in London

Turk’s Head Yard, London-Finsbury

Turk’s Head Yard, London-Finsbury

Genau zwei Straßen haben einen deutlichen Türken-Bezug: Des Türken Kopfs Garten (Turk’s Head Yard) in Finsbury und die Türkenzeile (Turks Row) in Kensington. „Turk’s Head“ ist einer der Namen der frühesten englischen Pubs und Inns. Im 12. Jahrhundert entstanden sie als Gasthäuser von Klöstern, für Kreuzfahrer aus dem Weg ins Heilige Land. Andere Namen waren z. B. „Saracen’s Head“ (Kopf des Sarrazenen) oder „The Lamb and  the Flag“, das Lamm für das Christentum und die Flagge der Kreuzritter. (Mehr zur Geschichte der Pubs)

Die türkeistämmige Community lebt in diesen Stadtteilen eher nicht, sondern z. B. in Stoke Newington. Mit insgesamt ca. 350.000 Mitgliedern ist sie entscheidend kleiner als die türkische Community in Deutschland und konzentriert sich vor Allem in London. Zuzüge gibt und gab es aus dem türkischen Zypern, seit die Insel 1878 britische Kolonie wurde, und aus der Türkei selbst mit der Arbeitsmigration seit den 1970ern.

Turks Row, London-Kensington

Turks Row, London-Kensington

Hagia Sophia und Süleymaniye Moschee – here? Really?

Hagia Sophia, London-Bayswater

Hagia Sophia, London-Bayswater

Yes, in Bayswater gibt es eine Hagia Sophia. Anders als die in Istanbul ist sie aber kein Museum, war nie eine Moschee, sondern ist seit 1882 eine wichtige griechisch-orthodoxe Kirche. Im byzantinischen Stil erbaut, bezieht sie sich auf ihr berühmtes Vorbild in Byzanz > Konstantinopel > Istanbul. Die Istanbuler Süleymaniye-Moschee, im 16. Jahrhundert von Sinan erbaut, bezieht sich architektonisch ebenfalls auf die Hagia Sophia, wie viele andere „typische“ Moscheen.

Süleymaniye-Moschee, London-Hackney

Süleymaniye-Moschee, London-Hackney

An deutlich anderen Vorbildern orientiert sich ihre Namensvetterin, die Süleymaniye-Moschee in London-Hackney, in den 1990ern erbaut.

Süleymaniye-Moschee, London-Hackney

Süleymaniye-Moschee, London-Hackney

Ein bisschen die Kingsland Road hinauf steht die Aziziye-Moschee. Als Kino erbaut und bis in die 1980 als solches in Betrieb, wurde sie in den 1990ern zur Moschee umgebaut. Beide Moscheen werden vor allem von der türkischstämmigen Communitity in Stoke Newington genutzt.

Aziziye-Moschee, London-Stoke Newington

Aziziye-Moschee, London-Stoke Newington

Grant Gee und Orhan Pamuk: Innocence of Memories

How much is memory, how much is fiction? Mit „Innocence of Memories“, gezeigt im ICA London, ergänzt der britische Filmemacher Grant Gee eine Filmebene zu Orhan Pamuks Roman „Museum der Unschuld“ und dem gleichnamigen Museum in Istanbul. Orhan Pamuk hat am Drehbuch mitgeschrieben; er ist zusammen mit zwei weiteren Protagonisten eines vergehenden Istanbuls – Ara Güler und Türkân Soray – im Film auch zu sehen. Türk hüzünü, türkische Melancholie – intelligent verwoben mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in der Türkei. Und noch mehr türkische Unschuld in London: Im Somerset House wird ein Ausschnitt aus dem Istanbuler Museum gezeigt.

https://www.youtube.com/watch?v=S_D5VLHhO6Q

Nancy Atakan: Sporting Chances

Noch bis 24. März 2016 in der Londoner Galerie Pi Artworks: Die Ausstellung „Sporting Chances“ der türkisch-amerikanischen Künstlerin Nancy Atakan. „Sporting chance“ hat zwei Übersetzungen: faire Chance und sportliche Gelegenheit – so erzählt Atakan in ihren Zeichnungen „My Name is Azade“ die Geschichte ihrer Gymnastiklehrerin und damit ein „refreshing tale of female (bodily) empowerment and opportunity“ in der jungen türkischen Republik.

Nancy Atakan: My Name is Azade (Ffeedom)

Nancy Atakan: My Name is Azade (Freedom)

Den Sound zur Geschichte liefert der Künstler Cevdet Erek, mit einem „rythm piece“, das die Beats des Volkstanzes Zeybek und eines türkischen Marschs kombiniert. Cool! Ein – für mich – ähnliches Stück hier auf Soundcloud: